Mit Spitzenplätzen für Teams au dem Fricktal ging am Wochenende die Schweizer Meisterschaft im Pontonierfahren zu Ende. Beim Pontonierfahrverein Wallbach (PFV), Ausrichter des Grossanlasses, freuten sich die Frauen über Silber.
HANS CHRISTOF WAGNER
Aus Wallbacher Sicht ist es nicht ganz optimal für die Lokalmatadore gelaufen. «Wenn es optimal gelaufen wäre, wäre sicher noch der eine oder andere Podestplatz mehr drin gewesen», sagt OK-Mitglied Severin Guarda. Für einen solchen reichte es eben nur bei den Frauen, wo Deborah und Jessica Jegge mit 195,2 Punkten Platz 2 belegten. Gold bei den 20- bis 42-jährigen Männern holten zwar zwei Pontoniere aus Bremgarten. Doch sie lagen nur 0,1 Punkte vor den Teams Roger Treier und Pascal Knecht (Schwaderloch) sowie Silvan Schmid und Stefan Weiersmüller (Mumpf), welche beide mit je 199,1 Punkten über Silber und Bronze jubelten. Vollends triumphieren konnte Mumpf bei den Senioren – mit Rang 1 für Valentin und Othmar Güntert (198,7 Punkte) und 2 für Peter und Dieter Studinger (198,1 Punkte). Die Früchte ihrer erfolgreichen Jugendarbeit konnten die Pontoniere Schwaderloch ernten, deren Jungmannschaften in den Kategorien II und III auf dem Treppchen standen.
Mehr als 900 Pontoniere zu Gast
Der PFV hatte am Samstag und Sonntag mehr als 900 Pontoniere von 40 Schweizer Vereinen zu Gast. Es war nicht das erste Mal, dass der 1883 gegründete Traditionsverein in heimischen Gewässern
die Schweizer Elite im Pontoniersport begrüsste: Zuletzt 2002 und 2008 noch einmal bei den Jungpontonieren war er Ausrichter von Schweizer Meisterschaften. «Wenn wir uns als Ausrichter
bewerben, dann müssen es schon Schweizer Meisterschaften sein, weil der Organisationsaufwand einfach enorm ist», sagt Guarda. Denn im Falle vom Hochrhein muss ein solcher Grossanlass im
Unterschied zu innerschweizerischen Austragungsorten ja stets grenzüberschreitend vorbereitet werden. So stellte auch die Stadt Bad Säckingen, auf deren Wallbacher Uferabschnitt ebenso
Wettkampfstationen standen, Auflagen an die Organisatoren. Neben den rechtlichen Auflagen war das OK damit beschäftigt, mehrere Hundert Helfer, die am Wochenende im Einsatz stehen,
aufzubieten.
Tempo und Geschicklichkeit
Auf dem Wasser bot sich den Zuschauern die Vielfalt des Pontoniersports dar. In einer Mischung aus Tempo und Geschicklichkeit galt es, den von den Wallbachern schon im Februar angelegten
Parcours zu bewältigen. Bei den Ufer-Passagen waren die Stachel im Einsatz. Ging es auf die Flussmitte, wo Durchfahrten und Umfahrungen von Felsen auf die Sportler warteten, mussten diese
aufs Ruder wechseln. Ein Maximum an Punkten holten die Zweierteams heraus, die schnell waren und ihr Boot so gut im Griff hatten, an den Posten keine Abzüge hinzunehmen und die am höchsten
bewerteten Durchfahrten – die mit dem Schweizer Kreuz versehen waren – zu erwischen.
Frauen erobern Männersport
In drei Kategorien gingen die erwachsenen Pontoniere in Wallbach an den Start: Kategorie C (Elite, 20 bis 42 Jahre), D (Senioren, ab 42) und F (Frauen). Auch die mittleren und älteren
Jungpontoniere (Kategorien II und III) absolvierten den grossen Parcours, während der jüngste Nachwuchs (Kategorie I, ab 12) einen separaten und verkürzten Rundkurs zurücklegte. Dass Frauen
den einstigen Männersport immer mehr dominieren, konnten die Zuschauer in vielen Booten beobachten, beispielsweise an denen aus Eglisau. Und während in den Kategorien C und D Boote mit rund
450 Kilo zum Einsatz kommen, steuerten die Frauen und die Jungpontoniere die rund 100 Kilo leichteren Weidlinge. Im Fricktal sind die Vereine unterschiedlicher Meinung zum Thema Frauen:
«Mumpf zum Beispiel nimmt gar keine auf, aber wir in Wallbach machen schon rund 15 Jahren gute Erfahrungen mit Frauen in unseren Reihen. Und waren damit sicher einer der Pioniere in der
Schweiz», berichtet Severin Guarda. Vier Frauenteams aus Wallbach gingen am Wochenende an den Start der Schweizer Meisterschaft. Sämtliche Vereine entlang des Hochrheins, ob Rheinfelden,
Wallbach, Mumpf, Sisseln, Laufenburg oder Schwaderloch, waren mit stattlichen Sektionen am Wettkampf beteiligt. Am meisten Pontoniere traten aus Mumpf und Schwaderloch an, verteilt auf 19 und
18 Schiffe.
Viel Nachwuchs im Fricktal
Um den Schweizer Traditionssport ist es im Fricktal gut bestellt. Der Nachwuchs steht parat. Dies bestätigt auch Kampfrichter Franz Knecht aus Schwaderloch: «Ländliche Regionen sind da klar
im Vorteil, während es städtischen Vereinen schwerer fällt, Kinder und Jugendliche zu motivieren, bei den Pontonieren mitzumachen, um so einen Sport zu erlernen, der sich durch grosse
Vielfalt und hohe Kameradschaft auszeichnet.»
Unser Bild oben: Auch Frauen waren am Wochenende viele am Start.
Die weiteren Bilder:
In der Mitte zu passieren, unter dem Schweizer Kreuz, brachte am meisten Punkte.
Bei der Stachelfahrt am Schweizer Ufer war Tempo gefragt.
Fotos: Hans Christof Wagner
Veröffentlicht am Montag, 26.06.2017, fricktal.info